ein Projekt der
Stadt Bielefeld

Dranbleiben lohnt sich

Oliver Spree über Bielefelds Wohnzimmer

Mehr Grün, mehr Platz für Gastronomie, mehr Sitzmöglichkeiten, aber auch spannende Sport- und Bewegungsangebote. Seit dem 14. Juni läuft die Testphase des Projekts „altstadt.raum“, mit dem die Stadt Bielefeld die Altstadt anziehender und lebenswerter machen möchte. Im Interview gibt Projektleiter Oliver Spree vom Amt für Verkehr einen Ausblick auf die nächsten Monate.

Oliver Spree

Vielleicht zunächst ein kurzer Blick zurück: Wie ist Ihr vorläufiges Resümee?

Oliver Spree: Größtenteils positiv. Was wir von den Anregungen aus dem öffentlichen Beteiligungsverfahren umgesetzt haben, wird überwiegend angenommen. Einige Begleiterscheinungen, die wir so nicht erwartet haben, kosten viel Kraft. Etwa die gerichtlichen Auseinandersetzungen oder dass die Umsetzung mit den einzelnen Partnern länger gedauert hat als gedacht. Aber diese Erfahrungen wollten wir ja sammeln und für die Zukunft gewinnbringend nutzen.

Absolut positiv ist die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, von der Bielefeld Marketing über die KollegInnen vom Amt für Verkehr bis hin zu all den Organisationen und Beteiligten, die uns unterstützen und mit Ideen bereichern. Dieses Miteinander, den respektvollen Umgang, ob mit GastronomInnen oder AnwohnerInnen, schätze ich sehr.

Wie geht es perspektivisch weiter?

Oliver Spree: Wir wissen ja noch nicht genau, ob und welche Bereiche dauerhaft Bestand haben werden. Es war unser Auftrag, durch die Verkehrsberuhigung in der Altstadt für die Erhöhung der Aufenthaltsqualität zu sorgen. Und wir denken, dass sich manches bewährt hat. Sollten sich die politischen Gremien diesem Eindruck anschließen, könnte das über die Testphase hinaus beibehaltenwerden, bis es zum Einbau der modalen Filter (versenkbare Poller) kommen würde.

In welchen Bereichen scheint eine dauerhafte Perspektive wahrscheinlich?

Oliver Spree: Wir haben Online-Umfragen und Interviews geführt. In zwei Bereichen ist das Stimmungsbild überwiegend positiv: am Süsterplatz/Ritterstraße und am Altstädter Kirchplatz. Am kontroversesten wurde die Einrichtung der Fahrradstraße am Waldhof gesehen. Das war und ist die am stärksten diskutierte Maßnahme. Hierfür gab es die geringste Zustimmung, weil viele kritisierten, dass die Durchfahrt mit dem Auto nicht mehr möglich sei. Dabei blieb nach wie vor alles mit dem Auto erreichbar, insbesondere die Parkhäuser in der Altstadt. Wir haben das selbst getestet und sind auf längere Fahrtzeiten von etwa 3 bis 10 Minuten gekommen. Vielleicht war am Waldhof aber auch der Mehrwert zu abstrakt, denn definitiv hat der Radverkehr von der Maßnahme profitiert und auch die Schulen sehen die Maßnahme positiv. Am Süsterplatz ist der Mehrwert etwa durch die Gastronomie und die Aufenthaltsqualität aber einfacher erkennbar.

Was ist das langfristige Ziel?

Oliver Spree: Wenn die politische Entscheidung gefallen ist, soll für die Altstadt ein Stadtentwicklungskonzept entstehen. Wir haben in der Testphase erstmal geguckt: Wo bewährt es sich? Erst dann ist es sinnvoll, Fördergelder zu beantragen und an die bauliche Umgestaltung sowie die Umnutzung des Raums zu denken. Der Süsterplatz könnte etwa ein neues Pflaster und eine wertige Möblierung bekommen. Auch um Baumstandorte geht es dann, das wäre gut für die Abkühlung des Stadtraums. Überhaupt hat sich die Öffentlichkeit in den Befragungen am häufigsten Begrünung und Sitzgelegenheiten gewünscht. Die Paletten sind ja noch ein kostengünstiges Provisorium und keine finale Lösung. Im Bereich Goldstraße und Notpfortenstraße könnte es darum gehen, breitere Gehwege zu schaffen und so das Haupttor in die Altstadt aus Richtung Westen für Fußgänger attraktiver zu machen.

Verschwinden die provisorischen Lösungen dann demnächst?

Oliver Spree: Nein, erstmal werden die Paletten stehenbleiben, damit begreifbar ist, was hier passiert. Einfach nur die Autos zu verbannen, ist nicht sinnvoll. Die Akzeptanz steigt, wenn man andere Dinge macht, wenn sichtbar ist, welchen Mehrwert es hat. Wir haben ja versucht, für jede Altersgruppe etwas anzubieten, vom Sandkasten über Tischtennis und Kicker bis zu Sitzmöglichkeiten zum Verweilen.

Blicken Sie positiv in die Zukunft?

Oliver Spree: Ja klar, auf jeden Fall. Es gibt sehr viele Blickwinkel und Interessenlagen, aber alle Beteiligten sind mit Herzblut dabei. Die Altstadt ist das Wohnzimmer der BielefelderInnen, das ist eine Chance.

Natürlich ist es ein sehr langer Weg und manchmal schwer zu vermitteln, warum alles so lange dauert. Möglichst viele AkteurInnen einzubeziehen braucht Zeit. Aber das lohnt sich, um eine Lösung zu finden, die möglichst viele mitnimmt. Den Anspruch haben wir. Es wird unsere Aufgabe sein, die Leute bei der Stange zu halten, zu vermitteln: Es rentiert sich dabei zu bleiben, denn durch das gemeinsame Engagement und die Entwicklung neuer Ideen haben wir die Chance, langfristig die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Unser Job ist es, den Veränderungsprozess angemessen zu moderieren. Menschen stehen Veränderungen oft erstmal skeptisch gegenüber. Wir müssen sie überzeugen, mitnehmen, einbinden, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.

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